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Das ist nicht mein Sohn, das ist mein Hähnchen

Kuriose Sprachverdreher

Wir kennen sie alle. Die wunderbaren Stolperfallen, in die man nur allzu schnell reintritt, wenn man eine neue Sprache lernt. Birgit Metzler hat in ihrem Artikel “Vokabellernen zwischen Verkehrschaos und Möbeltransport” sehr schön detailliert ihre knallharte Herausforderung, in Istanbul ein Bett von Ikea zu bestellen, beschrieben. So viel sei verraten: Seitdem weiß sie ganz sicher, dass ich arbeite “çalışıyorum” heißt, und nicht “işiyorum” – das rief sie damals laut über den Schulhof an dem sie als Dozentin arbeitet. İşiyorum gibt allerdings keinen Geschäftigkeitsstatus an, sondern besagt ganz klar, dass man sich gerade einpinkelt.

Diese Geschichte hat uns neugierig darauf gemacht, was denn unseren Leser*innen schon so Wunderschönes passiert ist, beim Türkisch, Deutsch und Englisch lernen. Über Social Media haben wir nachgefragt. Hier sind die lustigsten Sprachverdreher für euch:

Ich wollte ein frisches Brot kaufen und war beim Bäcker so stolz auf mein Türkisch. Ich habe allerdings verdutzt geguckt, als dieser lauthals lachte. Statt “Bir taze ekmek, lütfen” (“Ein frisches Brot, bitte”), sagte ich: “Bir taze erkek, lütfen.” (“Einen frischen Mann, bitte.”)

Maritta Yetmişbir Lange

Eine Freundin von mir hat mal am Taksim nach einer langen Nacht vehement nach einem Salak Burger (“einem dummen Burger”) statt der bekannten Taksim-Spezialität İslak Burger verlangt, was den Verkäufer zunächst zu einem irritierten “yok” verleitete. Später, als sie nicht von ihrer Bestellung abrücken wollte, wurde er dann auch etwas lauter, weil er sich beleidigt fühlte. Hat bemerkenswert lang gedauert, bis sich die Situation aufgelöst hat.
Jonas Wronna

Ein türkischer Mann spricht mit seinem Sohn Englisch, um ihm beim Lernen der Sprache zu helfen. Am Beckenrand eines Pools läuft er neben seinem schwimmenden Sprössling her und ruft motivierend: “Hundred, hundred!” (Im Türkischen heißen Schwimm! und Hundert nämlich dasselbe: “yüz!”)

Ute Ege Tiralla

Ich hatte eine deutsche Tandempartnerin. Ihr hatte ich beigebracht, dass man, wenn man aus dem Dolmuş aussteigen möchte, ganz laut: “İnecek var” schreien muss – Ungefähr übersetzt in: “Es gibt/Hier sind Aussteigende”.

Am nächsten Tag hat sie dann versucht, aus dem Dolmuş auszusteigen und erst ganz leise gerufen. Der Fahrer hörte nichts und deshalb hat sie nochmal ganz laut geschrien: “İneeeeek vaar”. Statt anzugeben, dass sie aussteigen wollte, sagte sie damit: “Hier ist eine Kuh!” Der Fahrer hat sofort gestoppt und fünf Sekunden lang ganz panisch von links nach rechts und nach vorne und hinten geschaut – und da haben dann alle Dolmuş verstanden, was sie meinte und fingen an sehr laut zu lachen!

İbrahim Çalgıcı


Der freundliche Umgang mit Gästen ist in der Türkei unvergleichlich. Bei einer Vorstellungsrunde sahen alle Umstehenden großzügig darüber hinweg, als sich eine Freundin als die Eselin ihres Ehemannes vorstellte. Anstatt sich als “Mehmet’in eşiyim” vorzustellen, behauptete sie “Mehmet’in eşeğiyim” zu sein.

Ingrid WiYi

Bei meinem ersten Schnee in Istanbul hat es direkt türkische Städte geregnet. “Kars yağıyor”. (Richtig wäre: Kar yağıyor – der Schnee regnet. Kars ist eine Stadt im Nordosten der Türkei. Dort schneit es allerdings auch oft.)

Marlene Resch

Ich war gerade für einige Wochen in der Türkei, als ich mit meinen Vater, der mich besuchte, in Istanbul in einem Lokal saß. Er ist türkischer Muttersprachler, ich allerdings nicht. Stolz auf mein Türkisch, das sich schon ziemlich verbessert hatte, erzählte ich ihm, was ich so gemacht hatte. Wir hatten abends bei meiner Cousine zusammengesessen und Wein getrunken: “Bir bardak çorap içtik”.”çorap” – “Socke” war allerdings meine Verwechslung mit “şarap”- “Wein”. In meiner Erzählung hatten wir also “ein Glas Socken” getrunken!

Seda Demiriz

Mir fiel es am Anfang schwer, ähnlich klingende Vokabeln auseinander zu halten. Ödemek, Ölmek und Öpmek klang für mich sehr ähnlich. Dabei ist die Unterscheidung doch ja sehr wichtig, denn es geht dabei entweder ums Bezahlen, Sterben oder Küssen. Ich hatte einmal vergessen, bei meinem Kioskmann in Cihangir zu bezahlen. Also kam ich, dann mit vollem Geldbeutel, zurück zum Laden, in dem inzwischen seine Frau bediente. Doch nun, wie sich erklären? Ölmek war raus, das hatte ich in einem Atatürk-Lied gehört. Sterben musste hier heute niemand. Also hatte ich 50 Prozent Chance auf Richtigkeit. Natürlich, wie das so ist, greift man dann immer daneben. Am Ende sagte ich also der Frau, dass ich vergessen hatte, ihren Mann zu küssen. Öpmek unuttum.

Marie Hartlieb

Ich war mit meinem Enkel am Strand. Wir gingen beide ins Lokal hoch und der Kellner fragte: “Is this your son?” Ich wollte meine Türkischkenntnisse natürlich kundtun und antworte stolz: “Hayır bu benim tavuk! Ben tavuk çok seviyorum!” Ich verwechselte dabei torun mit tavuk und hatte dem Kellner also stolz berichtet: “Nein, das ist mein Hähnchen. Ich liebe Hähnchen sehr!”

Gunda Cilingir

Zusammenstellung: Marie Hartlieb
Illustration:
Seda Demiriz