Anerkennung.
Ein Wort, das uns so leicht über die Lippen geht.
Ein Wort, das so viel Bedeutung trägt. Für dich, für mich, für uns, für euch. Und für so manche gesellschaftliche Gruppen. Nur: Wer kriegt in unserer Gesellschaft diese Anerkennung? Und wer bestimmt, dass du sie kriegst? Anerkennung geht mit Wertschätzung einher.
Ich bin das klassische Produkt einer sogenannten Gastarbeiter*innenfamilie. Meine Großeltern migrierten Anfang der 70er Jahre aus der Türkei nach Deutschland. Und hier fängt die Geschichte meiner Großeltern an. Sie kamen, um zu arbeiten, um zu schuften. Sie arbeiteten, und arbeiteten, und arbeiteten. Arbeit. In der Mülltonnenfabrik, in der Plastikfirma, in der Metallfabrik, auf Erdbeerfeldern. Sie arbeiteten gerne. Sie wussten, sie müssen fleißig sein, denn sie waren in einem Land, das sie nur aufnahm, damit sie arbeiteten. Und genau das brannte sich sehr tief in den Köpfen meiner Großeltern ein. So tief, dass meine Großmutter sogar nach ihrem Schlaganfall, den sie eines Morgens hatte, zur Arbeit ging. Arbeit und Familie – das war der Mittelpunkt ihres Lebens. Ersteres mussten sie tun, um zweiteres auf den Beinen halten zu können. Sie hinterfragten nie das System, in dem sie sich befanden. Sie taten nur das, was von ihnen erwartet wurde ohne selbst irgendeine Erwartungshaltung zu haben.
Aber ich, ich habe eine Erwartungshaltung. Ich fordere von
unserer Gesellschaft, insbesondere von der Politik, ein, dass sie meinen Großeltern,
deinen Großeltern und unseren Großeltern gegenüber Anerkennung zeigt.
Wertschätzt. Danke sagt.
Danke Ali, dass du Mülltonnen hergestellt hast, damit unsere Straßen sauber
bleiben. Danke Hatun, dass du Erdbeeren gepflückt hast, damit wir sie im
Supermarkt kaufen können. Danke Hasan, dass du die Teekanne geschweißt hast,
damit wir zu Hause unseren Tee aufkochen können. Danke Zilif, für all deine
Fürsorge. Danke dafür, dass ihr euch damals unter schwierigen, teils
menschenunwürdigen Bedingungen, auf diesen langen Weg begeben habt. Auf sich
allein gestellt, ohne Unterstützung.
Nun stell dir vor in der ganzen Stadt würden Plakate einer politischen Partei hängen, auf denen steht: Wir haben Menschen gerufen,
und sie haben unser Land bereichert.
Seien Sie stolz auf das, was Sie geschafft haben!
Proud to be ‚Gastarbeiter‘enkelkind.
Text: Tuğba Yalçınkaya
Foto: Aliş Hüseyin Karataş