Türkische Küche kann nicht nur Döner. Dies sollte allen nach einem Besuch in einem der vielen türkischen Restaurants in Deutschland eigentlich klar sein. Oder nach einer Reise in die Türkei, wo an jeder Straßenecke verschiedene Köstlichkeiten warten. Allerspätestens wenn man aber auf Koch Dich Türkisch gestoßen ist, kann es keine Zweifel mehr daran geben: Denn Orhan und Orkide Tançgil zeigen seit zehn Jahren die unglaubliche Vielfalt der türkischen Küche. Die beiden bieten Kochkurse in Düsseldorf an, verkaufen türkische Spezialitäten und empfehlen Rezepte auf ihrem Blog und mit Kochbüchern. Nun ist ihr viertes Kochbuch “KEBAPlar” erschienen.
Zuvor haben Orhan und Orkide bereits die Bücher “SOFRAlar”, “MEZEler” und “Türkei Vegetarisch” veröffentlicht. Schließlich ist der Slogan von Koch Dich Türkisch “Alles jenseits von Döner”. Aber beim neuen Buch geht es jetzt doch um Kebap – kamen die beiden also nicht daran vorbei? Orhan und Orkide schon, aber die vielen Fans des Kochteams nicht. “Wir versuchen immer, viel auf unser Publikum zu hören. Und alle haben gesagt: ‘Macht doch ‘mal was mit Fleisch!'”, erklärt Orhan.
“Wir bestätigen das Klischee über türkische Küche – und widerlegen es.”
Außerdem wollen er und Orkide so der Kebap-Kultur in Deutschland huldigen: “Döner Kebap ist das liebste Fast Food der Deutschen. Trotzdem gibt es bestimmt 30 000 Burger-Bücher, aber kein Kebap-Buch!” Das hat sich glücklicherweise nun geändert: Auf 190 Seiten präsentieren die beiden mehr als 70 Rezepte rund um Köfte, Sucuk und Döner. “Damit bestätigen wir das Klischee über die türkische Küche – und widerlegen es: Natürlich gibt es auch klassische Dönergerichte, aber die Kebapvielfalt ist unfassbar”, schwärmt Orhan. Eigentlich bedeutet “Kebap” nämlich “gegrilltes oder gebratenes Fleisch” und umfasst somit weitaus mehr Gerichte als die Dönertasche.
Aber wie stößt man denn in Düsseldorf auf über 70 verschiedene Rezepte von türkischen Fleischgerichten? “Wir haben viel recherchiert”, meint Orhan, “und dabei viel mit Türken aus unserem Umfeld gesprochen. Denn während die Düsseldorfer hier meist aus der Umgebung kommen, kommen die Türken aus unterschiedlichen Regionen der Türkei: Norden, Süden, Osten, Westen. Wenn wir die nach Rezepten fragen, dann sagen die Sachen, die wir noch nie gehört haben.” So stießen Orhan und Orkide bei der Recherche auf regionale Rezepte, die in Deutschland bisher weitgehend unbekannt sind.
Ein Beispiel dafür ist “Simit Köftesi”, das momentane Lieblingsessen von Orhan. Dieses Gericht hat seinen Ursprung in Gaziantep, einer Stadt im Südosten der Türkei. Simit kennt man zwar eigentlich als Bezeichnung für den Sesamkringel, doch der hat damit nichts zu tun. Stattdessen wird feinster Bulgur mit Köfte gemischt. “Durch den Weizen innerhalb der Köfte schmeckt das Fleisch ein bisschen crunchy”, sagt Orhan und empfiehlt es nachdrücklich.
Die türkische Küche kann also mehr als Kebap. Aber Kebap kann sie nun einmal auch sehr gut.
Text: Laurenz Schreiner
Fotos: Koch Dich Türkisch