– Felizia Schreiber
Sich dem eigenen Körper zu widmen, ihm zu lauschen und seinen Impulsen nachzugehen bildet für mich in Zeiten der Selbstentfremdung durch toxische Körperpolitiken eines der Fundamente für empowernde Praktiken. Es ist für mich an der Zeit über eine rein geistige Auseinandersetzung mit der Welt hinauszugehen. Insbesondere unter Berücksichtigung dessen, dass sich politische Diskurse im Körper manifestieren, sie durch sie geformt, verschleißt und verdrängt werden. Im Umkehrschluss können die Diskurse aber auch durch Körper gelöst und überschrieben werden.
Seit etwas mehr als einem halben Jahr mache ich bei einem Tanzprogramm mit, welches mir immer wieder neue Impulse gegeben hat, wie ich meinen Körper und meine Umwelt wahrnehme. Dieses Fotoprojekt möchte ich einer ganz bestimmten, für mich besonderen gedanklichen Begegnung widmen: Der Körper als Wasserträger.
Beim Tanzen ist das Zentrum des Körpers das Becken. Welches wiederum wie eine Schale verstanden werden kann, die bis zum Kopf alles in sich trägt. Dieses Alles ist unser Körper, welcher zum Großteil aus Wasser besteht. Jenem, feinstofflichen und alles durchdringendem Element.
Den Körper als Wasserträger zu begreifen, bedeutet für mich Bewusstsein dafür zu erlangen, dass wir fließen, dass die Zellen in uns drin im Austausch miteinander sind, dass wir durchlässige Wesen sind und dass wir enorme Kraft aufbringen können bei gleichzeitiger Weichheit.
Ich sehe den Körper als einen Ort der unbeachteten Intelligenz. Und wenn die Welt mich durcheinander wirbelt, versuche ich manchmal einfach innezuhalten, mich in dem sanften Flussbett hinzulegen und die kleinen pulsierenden Wellen wahrzunehmen, die durch mich strömen. Gleichzeitig weiß ich, dass an diesem Ort der Ruhe, eine Energie sitzt, die sich wehren kann, mitreißend und übersprudelnd ist. Sie durchdringt jede Pore, bringt mich in Bewegung und füllt Räume. Das ist meine Lebensenergie. Sie setzt den unterdrückenden Kräften, die mir von außen etwas überstülpen möchten eine natürliche Grenze.
Mein Körper,
der das Wasser in mir trägt
stagniert nicht.
Er ist nicht unveränderbar.
Er befindet sich im stetigen Fluss
und Austausch mit sich selbst und seiner Umwelt.
Aus diesen Beobachtungen schöpfe ich die beruhigende Gewissheit, dass Veränderung immer möglich ist und ob wir es möchten oder nicht, wir uns zu jedem Zeitpunkt in ihr befinden.