“KochDichTürkisch” ist eines der ersten Foodblogs Deutschlands. Seither teilen Orkide und Orhan Tançgil nicht nur Rezepte online, sondern schaffen mit ihrer Plattform “KochDichTürkisch” einen echten Begegnungsort, um gemeinsam Essen zu zelebrieren. Wie spannend das Verfolgen der eigenen Esskultur sein kann und was man dabei alles so lernt, davon berichten sie uns in ihrem Foodloft in Düsseldorf Flingern.
In diesem Interview sprechen wir mit den beiden darüber, was Esskultur mit der eigenen Identitätsfindung und Spurensuche zu tun hat. Dafür trifft unsere Autorin Serap die beiden in ihrem Studio in Flingern. Dies ist neben dem Foodblog der physische Begegnungsort, in dem die beiden zusammen mit ihrem Team Kochkurse anbieten. Hier wird die Ursprungsidee Orhans von vor fast zwei Jahrzehnten weitergeführt – nämlich, dass es beim Essen um mehr geht, als einen Teller vor die Nase gesetzt zu bekommen. Als Plattform schaffen die beiden es, dass die Teilnehmenden der Kurse das Essen von der Pike auf kennenlernen, wissen, wie es zubereitet wird und dass das gemeinsame Kochen und Essen ein wichtiger Faktor ist. Es geht also um die Gruppe und Community, wenn sie zum Schluss zusammenkommen und das Erschaffene bei einem Glas Wein in großer Runde zu sich nehmen.
Orkide recherchiert Rezepte, findet auf den SchmeckDichTürkisch Reisen in der Türkei Gerichte, die sich von Stadtrand zu Stadtrand durch die Einflüsse von Zutaten, Menschen und ihren individuellen Wegen verändern und nimmt diese mit nach Düsseldorf. Orhan betont, dass durch das Aufschreiben und genaue Festhalten der Rezepte, inklusive ihrer Anpassungen, eine Form von Manifestation der Esskultur stattfindet. Gleichzeitig lassen die Gerichte, ihre Herkünfte und auch die Sozialisation der Person, die das Essen zubereitet, immer den gewissen Spielraum, der dazugehört, um die Emotionen und Lebensgeschichten hinter den Gerichten nicht nur zuzulassen, sondern aktiv zu honorieren.
Hört selbst rein und lernt, welche Lieblingsgerichte die beiden gerade feiern, was die beiden antreibt, diese Plattform weiter zu kultivieren und was sie sich für die Zukunft postmigrantischer Esskultur in Deutschland wünschen.
Literaturtipps und Empfehlungen aus dem Podcast
Mahren Möring: Fremdes Essen. Die Geschichte der ausländischen Gastronomie in der Bundesrepublik Deutschland. München 2012: Oldenbourg Verlag
Michael W. Twitty: The Cooking Gene. A Journey Through African American Culinary History in the Old South. 2017: Amistad (Illustrated edition)
Diese Podcast-Folge wurde gefördert vom CCRD, dem Center for Comparative Research on Democracy am Department of Social Sciences, Humboldt-Universität zu Berlin.
Interview: Serap Yılmaz-Dreger
Postproduktion: Cemil Sorgun
Fotos: Serap Yılmaz-Dreger