Die Türkischen Filmtage feiern dreißigjähriges Jubiläum. Beim gemeinsamen Çay erzählen die Organisatorinnen vom „SinemaTürk Filmzentrum“ Margit Lindner und Ayşe Gülcemal über die Geschichte des Vereins, die Entstehung der Türkischen Filmtage und die Besonderheiten des Jubiläums.
Die Filmstadt München spielt spätestens seit 1989 auch in der türkischen Filmszene eine wichtige Rolle, als einige Türkeistämmige und an türkischer Kultur interessierte Deutsche den Verein „SinemaTürk Filmzentrum“ gründeten. Margit Lindner, Gründungsmitglied und studierte Turkologin, erzählt, dass sie damals den Verein gründeten, um die reichhaltige Filmkultur der Türkei den deutschen Zuschauer*innen näher zu bringen und gleichzeitig ein bisschen Heimat in der bayerischen Hauptstadt zu verspüren.
Drei Jahrzehnte lang organisierten die Vereinsmitglieder also die Türkischen Filmtage und suchten hierfür Filme jenseits des Mainstreams aus, um den Filmschaffenden aus der Türkei, egal welcher ethnischen Herkunft, hierzulande ein Publikum bieten zu können.
Neue Generation bei „SinemaTürk“ packt mit an
Nach dreißig Jahren hat bei SinemaTürk mittlerweile ein Generationswechsel stattgefunden, sagt Ayşe Gülcemal, die vor zweieinhalb Jahren aus der Türkei nach München gezogen ist. Für sie sind die Türkischen Filmtage eine Art Brücke zu ihrer Heimat, ohne Zensur und voller künstlerischen Freiheit – die Organisation übernimmt sie mit Leidenschaft. Solche Filmfestivals seien essentiell, um Arthouse-Filmen eine Chance zu geben, sagt sie. Ayşe ist stolz darauf, ihnen in München eine Plattform bieten zu können.
Mittlerweile bietet „SinemaTürk“ viel mehr als die Filmtage an: Bereits im Januar und Februar gab es Veranstaltungen, wie eine Yeşilçam-Party mit DJ Süperfly oder die Dokumentarfilmvorstellung „Haymatloz“ von der Regisseurin Eren Önsöz im Münchener Köşk mit anschließendem Publikumsgespräch. Ziel der Arbeit des Vereins sei es, türkeistämmige und andere an türkischer Kultur interessierte Menschen zusammen zu bringen.
Zum 30. Geburtstag der Türkischen Filmtage wird Besucher*innen ein vielfältiges Programm angeboten, zum Beispiel die Deutschlandpremiere der gesellschaftlichen Komödie „Son Çıkış“, der 2018 beim Sundance-Filmfestival ausgezeichnete verrückte Roadmovie „Kelebekler“ sowie zahlreiche Dokumentarfilme. Darüber hinaus sollen insgesamt acht Kurzfilme zum Thema Frauen gezeigt werden. Auch Kinder sollen mit dem türkischsprachigen Kinderfilm „Rimolar ve zimolar: kasabada barış“ auf ihre Kosten kommen. Und den Abschluss der Filmtage bietet der türkische Filmklassiker „Arabesk“ aus dem Jahr 1988 mit den beiden Ikonen Şener Şen und Müjde Ar in den Hauptrollen.
Die Türkischen Filmtage als der „Bayporus“, die Brücke zwischen München und der Türkei
Auf die Frage, warum Zuschauer*innen ohne eine explizite Verbindung zur Türkei die Türkischen Filmtage besuchen sollten, antwortet Margit selbstsicher, dass alle Filme qualitativ sehenswert sind und einen Unterhaltungswert haben – unabhängig von ihrem Herkunftsland. Auf der einen Seite zeigen die darin thematisierten gesellschaftlichen Themen die aktuelle Lage in der Türkei und stellen somit ein wichtiges Werkzeug zur Meinungsbildung dar. Auf der anderen Seite behandeln viele Filme psychologischen Themen wie Identitätssuche und Selbstfindung und machen deutlich, dass Fragen dieser Art von universeller Natur sind und sich auch deutsche Zuschauer*innen darin wiederfinden können, meint Margit.
Mit den Türkischen Filmfesttagen in München baut „SinemaTürk“ eine wichtige Brücke, quasi den „Bayporus“ zur Türkei, und gibt den Besucher*innen die Möglichkeit, das Leben in der Türkei und die dort gelebten Kulturen besser kennenlernen und verstehen zu können.
Text
Sevda Arican (Gastautorin)
Foto
SinemaTürk e.V.
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