“Wir haben sechs großartige Jahre in der Türkei verbracht und gingen am Ende mit dem Gefühl, dass es Zeit war. Zurück in Deutschland jedoch fühlten wir uns häufig sehr türkisch.”
“Neue Anschrift Bosporus – Wie wir versuchten, in Istanbul heimisch zu werden” ist ein Buch über das Leben im Spannungsfeld der Kulturen von Susanne Landwehr und Michael Thumann. Der langjährige DIE ZEIT-Korrespondent und seine Frau schildern darin ihren Versuch, sich in Istanbul einzuleben und dort anzukommen. Das Ehepaar, das mit seinen zwei kleinen Kindern Nikolaus und Konstantin für 6 Jahre in Istanbul lebte, erzählt von aufregenden und amüsanten Zeiten in Istanbul, von den Abgründen der spätosmanischen Bürokratie, dem Atatürk-Kult in den Schulen, Überraschungen in der Türkei und beschäftigt sich mit der Frage, in wieweit sie als Ausländer Teil dieses Landes werden konnten – oder auch eben nicht.
“Wir versuchten uns einzugliedern in eine Gesellschaft, die uns freundlich, mit offenen Armen empfing und uns doch stets etwas auf Distanz hielt. Mit jeder neuen Annäherung merkten wir, dass wir am Ende außen vor blieben. Das hatte auch mit der Sprache zu tun, die wir erst in der Türkei mit einiger Mühe lernten.”
Was die Familie in Istanbul entwickelte, war die Achtung vor den Mühen bei der Integration, wie es in Deutschland auch die Türken erlebten. Es gehört zu den schwersten Übungen im Leben, stellten sie fest, sich als erwachsener Mensch an alles Neue zu gewöhnen. In sechs Jahren am Bosporus lernten sie Istanbul und die türkische Kultur lieben und scheiterten aber, wie sie sagen, an der Integration. Neben dieser Erkenntnis brachten sie aber auch andere Eigenschaften zurück nach Deutschland, die sie von ihren türkischen Freunden mit auf den Weg bekommen haben.
Das Buch ist im Rowohlt-Verlag zu finden.
Text: Mert Barış