Was sind meine Werte? Was verstehe ich unter Zugehörigkeit und Empowerment? Und mit welchen gesellschaftlichen Herausforderungen möchte ich mich in Zukunft intensiver auseinandersetzen?
Mit diesen und weiteren Fragen, die sich rund um uns und unsere Umgebung drehen, beschäftigten wir uns am 10. April 2021 im Online Empowerment-Workshop – dem ersten Teil des Projekts “Wir sind #vonhier”. Mit 34 Teilnehmenden begaben wir uns auf eine persönliche Reise, deren Fragmente zu einem kollektiven Erlebnis wurden.
Die Teilnehmenden stellten sich zu Anfang mit einem Objekt vor, das sie mit Empowerment verbinden und erzählten anhand dessen, was Empowerment für sie bedeutet: Fotos, Bücher, CDs, Stifte, Kopfhörer – die Bandbreite der Assoziationen war groß. Den Antwortengemeinsam war, dass es vor allem die Menschen in unserer Umgebung sind, die uns stärken oder Begegnungen und Gegenstände, die uns inspirieren und Kraft geben. Und es sind Räume, in denen wir uns nicht erklären müssen und dadurch zugehörig fühlen; Räume, in denen wir mit Gleichgesinnten zusammen sind, unsere Identitäten nicht hinterfragt, sondern akzeptiert werden, in denen uns zugehört wird und wir uns einander mit Offenheit und Verständnis begegnen. Räume, in denen nicht in Frage gestellt wird wird, dass wir #vonhier sind.
Diese geschützten Räume sind in unserer Gesellschaft nicht selbstverständlich, sondern eher eine Rarität, weshalb sie aktiv hergestellt werden müssen. Dieses Ziel verfolgten wir mit dem Empowerment-Workshop. Mit reflexiven und kreativen Methoden sowie Breakout Sessions für Gruppenarbeiten führten wir als Workshopleiterinnen und Lernende durch den gemeinsamen Tag.
Anhand von Fragen wie, was sind meine Werte, was gibt mir Halt und Schutz, was wünsche ich mir, was verletzt mich, zeichneten wir unsere eigenen Lebensbäume, bei denen jede Frage einzelne Bestandteile des Baumes, wie Wurzeln, Stamm, Rinde, Äste und Blätter, repräsentierte. Mit Hilfe eines kollaborativen Online Tools kreierten wir anschließend unseren gemeinsamen Lebensbaum, indem wir unsere Ergebnisse auf einem digitalen Board zusammentrugen.
“Choose your battles wisely” – ein Zitat, das vielen von uns schon in der Social Media Timeline begegnet ist. Hiervon ausgehend beschäftigten wir uns mit der Frage, welchen gesellschaftspolitischen Herausforderungen wir uns in Zukunft stärker widmen möchten. Das Patriarchat, Rassismus, Gleichberechtigung, Sexismus, diversitätssensible Erinnerungskultur waren einige der Themen, die die Teilnehmenden erwähnten und mit denen sie sich im Rahmen der Kreativworkshops, dem zweiten Teil des Projekts “Wir sind #vonhier”, künstlerisch auseinandersetzen möchten.
Die Rückmeldungen zum Workshop, zeigen, dass die methodische Vielfalt sowohl individuelle als auch kollektive Reflexionsprozesse ausgelöst hat. Da heißt es zum Beispiel “Mithilfe des Workshops habe ich mich mit meinen innerlichen Schwächen und Stärken konfrontiert” oder “Die Methoden waren neu für mich, da ich sie noch nie angewandt habe. Das habe ich definitiv mitgenommen und es hat mich zum Grübeln über meine Person und meine Umwelt gebracht”, Auch persönliche Veränderungen wurden festgestellt: “Durch Gegenstände habe ich mich insbesondere an meine versteckten Erfahrungen erinnert” und “Ich habe über mich gelernt bzw. wieder entdeckt, welche Werte mir wichtig sind und wie sie sich in den letzten Wochen und Monaten verändert haben”, stellen die Teilnehmenden heraus.
Neben den individuellen Erkenntnissen wird uns Workshopleitenden einmal mehr deutlich: Wir brauchen mehr von solchen geschützten, empowernden Räumen, in denen wir uns austauschen, ausprobieren und gemeinsam stärken können. Nicht nur punktuell, sondern begleitend.
Text: Tuğba Yalçınkaya, Serap Yılmaz-Dreger