Politische Entscheidungen beeinflussen unser aller Leben, soviel ist klar. In der Türkei erlebte ich zum ersten Mal, wie verheerend diese Entscheidungen sein können, und wie viel von unserer individuellen Freiheit in den Händen dieser Repräsentant*innen liegt. Trotz alledem, hatten politische Vorgänge es niemals geschafft, meine sozialen Kontakte zu beeinflussen. Wie die Außenminister unserer Herkunftsländer sich verstehen, oder was welcher Premierminister jetzt über die Geschichte des Landes XY zu sagen hat, interessierte in unserer Beziehung zueinander weder mich, noch meine türkischen, arabischen oder griechischen Freunde. Mir war nur nicht klar, dass das ein Grund ist, stolz zu sein.
Ich weigere mich zu glauben, dass gegenseitige Vorwürfe und Beleidigungen auf politischer Ebene ausreichen, um die Früchte jahrzehntelanger gemeinsamer Geschichte und Freundschaft vergessen zu lassen. „Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund, Almancis, Deutschländer“- Die Komplexität der deutsch- türkischen Lebensformen hat einen Grad erreicht, von dem ich eine gewisse Immunität gegenüber politischer Spannungen erwarten würde. Umso mehr trifft es mich, dass dieses Vertrauen in die Stärke menschlicher Bindungen gegenüber der Instabilität politischer Verbindungen nicht ausreichen soll.
Von politischer Seite würde ich mir wünschen, dass diese Individuen, die sich irgendwo im Fadenknäuel Deutschland-Türkei befinden, nicht länger damit schikaniert werden, in irgendeiner Form Stellung für ihre Existenz und/ oder ihr Herkunftsland beziehen zu müssen. Genauso würde ich mir auch von jenen Individuen und vor allem auch allen anderen wünschen, von dieser Forderung Abstand zu nehmen und die Dinge zu nehmen wie sie sind: kompliziert. So sind Menschen nun mal.
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