Hallo liebe MAVIBLAU – Leser*innen,
Nach einem unglaublich maviblauen Jahr 2017 können wir die nächsten 360 Tage kaum erwarten und würden sie am liebsten möglichst schnell mit dem Seil herbeiziehen – wie wir auf Türkisch sagen würden.
Eine Sache hat uns dieses Jahr besonders beschäftigt, die wir ins neue Jahr mitnehmen werden: Inmitten der fortwährend klaffenden politischen Polarisierung zwischen der Türkei und Deutschland, aber auch innerhalb der beiden Länder, wurden wir der scheinbar immer dringlicher werdenden Frage ausgesetzt, wie sich MAVIBLAU politisch positioniert. Unsere Diskussionen über dieses Thema verlagerten sich von Stift und Papier bei Kaffee und Kuchen zu Rakı und Bier am Tresen und morgens wieder zurück – meistens mit dem Ergebnis, dass es keine einfache Antwort gab.
Und je stärker unsere maviblaue Familie wuchs, desto größer wurde auch unser Repertoire an Geschichten, diversen Ansichten und Perspektiven. Auch die Menschen, über die wir recherchierten, die wir für Interviews oder auf Veranstaltungen trafen, erweiterten unser Blickfeld. Unsere wachsende Sammlung an Philosophien und Lebensweisen machten uns immer wieder klar: Es gibt kein Entweder-Oder. Sondern eher ein Sowohl-Als-Auch, und dies bestand selten nur aus zwei Komponenten.
Das Schwarz-Weiß-Denken gewinnt heute in der politischen Landschaft wieder an Fahrtwind. Dabei können wir Menschen nicht über ihre politischen Ansichten, kulturellen Prägungen oder sexuellen Vorlieben definieren. Wir wollen gegen dieses Schubladensystem arbeiten, und genau deshalb sehen wir uns nicht als Teil davon – warum sollten wir uns also freiwillig in eine Schublade legen? Wir empfinden unsere Aufgabe darin, die diversen Geschichten hinter den Kulissen der politischen Bühne aufzuzeigen, ohne über diese zu urteilen oder andere auszuschließen. Belehren ist eher nicht so unser Ding. Dafür lernen wir selbst viel zu gern. Anstatt mit einer weiteren Stimme zum politischen Geschrei auf der Bühne beizutragen, wollen wir das Zuhören fördern. Wir sind ein Raum für Begegnung, unsere Türen stehen in alle Richtungen offen, aus denen Respekt und Menschlichkeit weht. Durch eine strikte Positionierung würden wir dem Dialog genau an den Stellen im Weg stehen, an denen er vielleicht am meisten gebraucht wird.
Ohne eure Unterstützung und euer aktives Mitgestalten wäre es niemals möglich, diesen Raum zu schaffen. Wir danken euch von ganzem Herzen und freuen uns auf ein neues, maviblaues Jahr mit euch!
Text: Yasemin Bodur
Bild: Benedikt Strickmann