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Wenn fünf Schauspielerinnen „King Lear“ zu „Queen Lear“ machen

Rezension zu Pelin Esmers neuem Dokumentarfilm

Auf dem DOK.fest München feiert „Queen Lear“ Deutschlandpremiere. In dem Dokumentarfilm begleitet Regisseurin Pelin Esmer fünf Laienschauspielerinnen auf der Reise durch die Türkei. Das Ergebnis ist mal wieder sehenswert.

Zeynep, Ümmü, Fatma, Behiye und Cennet spielen Theater. Seit 17 Jahren fahren die fünf Frauen von einem Dorf zum anderen Dorf, um Theateraufführungen zu veranstalten. Nun haben sie sich entschlossen, das Stück ”King Lear“ als ”Queen Lear“ aufzuführen. 

Darum geht es in Pelin Esmers neuster Dokumentation ”Queen Lear“. Esmer knüpft damit an ihre Dokumentation „Oyun“ („The play“) von 2005 an. Dort standen schon einmal diese fünf Frauen im Mittelpunkt, die aus ihren Lebenserfahrungen ein Theaterstück produziert und aufgeführt hatten.  Der Fokus liegt dabei nicht auf dem Stück, sondern auf den Frauen, deren persönlichen Entwicklungen und auf der Suche nach Selbstbestimmung. Die fünf Protagonistinnen streben danach, die Gesellschaft für das Theater zu gewinnen.

„Queen Lear kann als fortlaufende Dokumentation gesehen werden. Diesmal wagen sich die Frauen, eine Theaterstück mit einer Spiegelung der Geschlechterrollen aufzuführen. Esmer bietet zu jeder der Frauen einen Blick in ihr Leben, zeigt ihre Zweifel und die Hürden, die sie genommen haben, und wie sie nun andere Frauen ermutigen wollen, auch Theater zu machen. 

Die fünf Protagonistinnen reden darüber, wie Theater ihr Leben ins Positive verändert hat, dass sie eine persönliche Entwicklung vollzogen haben, die sie mental stärkt, dass sie selbstständiger geworden sind und glauben, dass sie im Leben etwas bewirken können. Auch wenn Zeynep, Ümmü, Fatma, Behiye und Cennet auf Desinteresse der Leute in den Dörfern treffen, lassen sie sich nicht ihre Motivation nehmen. Sie suchen den Kontakt und sprechen mit den Leuten darüber. Ohne sich aus ihren eigenen Welten zu entfremden, zeigen diese wundervollen, starken fünf Frauen was sie gemeinsam und für sich selbst gemeistert haben. Spannend und humorvoll erzählen sie von ihren Höhen und Tiefen.

Pelin Esmer, die in ihren Werken wie zum Beispiel „Gözetleme Kulesi“ („Watchtower“) oder „Oyun“ („The play“) immer wieder auf die gesellschaftliche Rolle der Frau eingegangen ist, hat mit ihrer tollen Bildsprache und einer faszinierenden Geschichte wieder einmal ein meisterliches Werk geschaffen.

Text: Seda Sina
Fotos: Sinefilm, Sara Farid


Das Filmfestival DOK.fest München findet trotz des Coronavirus statt – allerdings per Streaming. „Queen Lear“ kostet 4,50 Euro und ist vom 7. bis 24. Mai 2020 verfügbar. Alle Informationen gibt es hier.

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Rough und gleichzeitig verletzlich