Zum 60. Jahrestag des Anwerbeabkommens zwischen Bonn und Ankara ist vom 21. Juni bis zum 31. Oktober 2021 im Ruhr Museum in Essen die Sonderausstellung „Wir sind von hier. Türkisch-deutsches Leben 1990. Fotografien von Ergun Çağatay” mit 120 Werken des türkischen Fotografen Ergun Çağatay zu sehen.
Interessierte erhalten Einblicke in die Lebenswelt der sogenannten “Gastarbeiter*innen”, die Çağatay (1937-2018) von März bis Mai 1990 bei einer Deutschlandreise durch Hamburg, Köln, Werl, Berlin und Duisburg fotografisch festhielt. Die Besucher*innen werden dabei nicht nur in öffentliche Räume wie die Arbeitswelt oder die Moschee mitgenommen, sondern auch in das Gemeinschafts- und Privatleben der porträtierten türkeistämmigen Migrant*innen.Das Ruhr Museum spricht von der Fotoserie als eine “Zwischenbilanz einer Migrationsgeschichte, die Deutschland stark veränderte”.
Neben den ausgewählten 120 Abzügen der Fotografien Çağatays werden außerdem eine mediale Installation sowie acht Video-Interviews mit Zeitzeug*innen wie der ehemaligen Profi-Fußballerin Tuğba Tekkal oder dem Schriftsteller und Übersetzer Yüksel Pazarkaya gezeigt. “Das ist voll schwierig, jemandem das zu erzählen, der nicht aus so einer Familie kommt oder so, weil es ist so ‘ne Sache, die man eigentlich nicht erklärt, also vor allem die Wehmut von Menschen, die nach Deutschland gekommen sind”, sagt zum Beispiel die Musikerin Derya Yıldırım im Video-Interview. Als Mensch ohne Migrationshintergrund kann man solche Gefühle vermutlich nie wirklich verstehen, vielleicht können persönliche Einblicke wie die der Ausstellung uns aber dennoch einander näherbringen.
Die Ausstellung findet im Rahmen eines deutsch-türkischen Kooperationsprojekts statt, das vom Auswärtigen Amt, der RAG-Stiftung und der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gefördert wird. Die Schirmherrschaft des Projekts liegt bei Michelle Müntefering, der Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt.
Neben dem Ruhr Museum ist die Ausstellung außerdem in Hamburg und Berlin sowie in Kooperation mit dem Goethe-Institut in Istanbul, Ankara und Izmir zu sehen.
Zusätzlich zur Ausstellung wird ein umfangreiches und partizipativ angelegtes Programm angeboten, das unter anderem ein öffentliches Symposium, Kochkurse und eine deutsch-türkische Kulturnacht umfasst. Außerdem entsteht ein Katalog zur Ausstellung auf Deutsch und Türkisch, sowie ein Magazin.
Weitere Informationen zur Ausstellung können der Homepage des Ruhr Museums entnommen werden.
Text: Fenja Plate
Foto: Ergun Çağatay, Fotoarchiv Ruhr Museum, Stadtmuseum Berlin, Stiftung Historische Museen Hamburg