Manchmal kann man das Gefühl kriegen, es existieren mehr Katzen auf den Straßen als Selfie-Sticks auf der Istiklal. Mindestens 125.000 wilde Geschöpfe sind es tatsächlich. Als offensichtlicher Katzen-Observierer, dosiere ich mich täglich mit mindestens einem meditativen Moment mit ihnen. Auf mich haben die Samtpfötchen die gleiche faszinierende Wirkung wie auf die Massen im World Wide Web. Gleichgültig wie allgegenwärtig sie im Internet sind, ich musste diese Fotoserie einfach trotzdem zusammenstellen – Schwarz hat sich als Klamottenfarbe doch auch durchsetzen dürfen und niemand beschwert sich (außer mir vielleicht).
„A.C.A.B. Istanbul – All Cats Are Beautiful“ ist eine Sammlung von Begegnungen mit einzigartigen Charakteren. Geschichten erzählende Körper, Augen wie alte Seelen und Blicke wie: „Was erwartest du eigentlich? Wir hängen hier halt rum!“ Überall.
Der Islam ist vermutlich die katzenfreundlichste Religion. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die Legende von Prophet Mohammed, der sich auch schon gerne mit den flauschigen Geschöpfen umringte und ihnen mit einem Lächeln begegnete. An harten Tagen genügt es meinem Gemüt ebenfalls, wenn sich plötzlich eine Katze zeigt und mich mit einem simplen, aber nicht weniger ausdrucksstarken “Miyav Miyav” aufheitert. Was will man denn eigentlich mehr? DANKE! Wer auch immer Katzen erschaffen hat.
Im Gegensatz zu den kleinen Tigern gelten Hunde im Islam im Allgemeinen als unrein und werden deshalb in islamischen Ländern oft schlecht behandelt. Dennoch gibt es besonders in der Türkei progressive Tierschutzvereine, die ihre Mitmenschen für Hunde sensibilisieren.
Eine Anekdote, die Mohammeds große Katzenliebe zum Ausdruck bringt, ist folgende Überlieferung: „Eines Tages wollte der Prophet aufstehen zum Gebet, aber eine Katze lag schlafend auf dem Ärmel seines Gewandes. Um das Tier nicht zu wecken, schnitt er den Ärmel ab und erschien mit beschädigtem Gewand zum Gebet“.
Eines Abends als Mohammed betete, kroch eine Schlange zu ihm ins Zimmer und wollte ihn beißen. Der Prophet bemerkte sie nicht und betete weiter. Eine seiner Katzen wurde auf den Eindringling aufmerksam und lief hin. Die Schlange und die Katze kämpften, bis die Katze die Schlange schließlich totbiss. Der Prophet, der sein Gebet beendet hatte, nahm die Katze auf den Schoß, bedankte sich bei ihr und streichelte ihr sanft über den Bauch. Seitdem fallen Katzen immer auf die Beine, ihre sieben Leben auslebend, da sie Mohammed das Leben retteten.
„Ich habe einen Mann in Istanbul getroffen, der ohne Zweifel wusste, dass Gott eine Katze ist. Ich fragte ihn, wie er sich so sicher sein kann. Da antwortete er: Wenn ich zu ihm bete, ignoriert er mich“.
Lowell Thomas
Fotos und Text: Maximiliane Wittek