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Die junge deutsch-türkische Szene

Ein Gespräch mit dem renk. Magazin

Gespannt sitzen wir vor dem Computerbildschirm. Wir haben uns mit Melisa Karakuş, Gründerin vom renk. Magazin, zum Skypen verabredet, um zu erfahren, was das bunte Magazin in Berlin treibt. Melisa, ganz in schwarz gekleidet, erscheint auf dem Bildschirm und zündet sich erstmal eine Zigarette an. „Gleich haben wir unsere Release-Party“, erzählt sie, „und ich geb’ zu, ich bin schon ein wenig aufgeregt.” Das Onlinemagazin ist im November zum ersten Mal als Printversion erschienen, ein großer Schritt. Und der muss natürlich gefeiert werden.3

Das renk. Magazin ist…

… ein Onlinemagazin aus Berlin, das mehrmals wöchentlich Artikel veröffentlicht, in denen deutsch-türkische Persönlichkeiten und Projekte im Kunst- und Kulturbereich vorgestellt und Phänomene deutsch-türkischen Lebens aufgegriffen werden. Dadurch schafft renk. einen diversen Blick auf vielfältiges Leben in Deutschland. Neben dem Onlinebereich ist renk. außerdem auch offline aktiv und organisiert Veranstaltungsreihen und Events.

Der Ursprung des renk. Magazins

Das Konzept von renk. wurde erstmals in Form einer Facebook-Seite veröffentlicht, die vor ungefähr vier Jahren als Melisas Bachelorabschlussprojekt begann. Als diese Seite dann überraschend den Kreativpilotenpreis gewann, wurde die Webseite entwickelt und ein Onlinemagazin auf die Beine gestellt, das deutsch-türkische Künstlerinnen und Künstler porträtiert. Schnell gewann die Seite an Zuspruch. Durch ein viel verbreitetes Video und eine Google-Kampagne wurde renk. über Berlin hinaus in der deutsch-türkischen Community bekannt. Das Team wurde zunehmend größer und begann, deutsch-türkische Geschichten zu verbreiten, die ein bestimmtes Lebensgefühl vermitteln. „Wir, die in Deutschland aufgewachsenen Leute mit türkischen Wurzeln, haben nicht mehr diesen Bezug zur Türkei, den vielleicht unsere Eltern oder Großeltern haben. Wir sind hier groß geworden und haben unseren eigenen Lebensstil”, sagt Melisa. Als sie in einer Kleinstadt bei Dortmund aufwuchs, konnte sie sich mit der türkischen Kultur nicht identifizieren. Das war mindestens uncool, immer schon kitschig und deshalb weniger ansprechend für Melisas visuelles Auge. Mit dem Magazin hat sie gezeigt, dass es anders geht und hat die verdiente Attraktivität des Türkischen in Deutschland sichtbar gemacht. Über das Magazin hinaus geht es um den Spirit, das Gefühl, das Melisa mit ihrem Team so erzeugt hat: Türkisch ist jung, modern, cool. „Sie stellen die bikulturelle Identität positiv dar, in all ihren bunten Facetten. Dafür musste natürlich zu Beginn ein passender Name her, der dieser bunten Vielfalt gerecht und auf Deutsch, Türkisch und Englisch nicht zum Zungenbrecher wird. „Renk“ (dt.: Farbe) war für diesen Anspruch genau das Richtige.2

Aktivitäten und Aktionen des renk. Magazins

Inzwischen besteht renk. aus über 40 Freiwilligen und einem Kernteam um Melisa, das die gesamten Abläufe des Magazins organisiert und sich in verschiedener Hinsicht kreativ auslebt. Neben dem Herausgeben von Online-Artikeln hat renk. dieses Jahr außerdem intensiv an der ersten Printausgabe gearbeitet und in Zusammenarbeit mit dem deutsch-polnischen Verein Zwischen den Polen die Veranstaltungsreihe „Liebes Wedding“ organisiert. In Zukunft soll es weiter in die Offline-Richtung gehen. „Im Netz jagt man jedem Like hinterher. Und irgendwann merkt man, dass das einem gar nicht so viel gibt. Persönliche Begegnungen oder tiefgehende Feedbacks sind da viel entscheidender”, sagt Melisa. Außerdem ist eine weitere Printversion in Planung.

Möglichkeiten, sich selbst einzubringen

Neben den geplanten Offline-Aktivitäten wird das Onlinemagazin aber natürlich weiterhin bestehen. Und bei renk. sind Kreative jeder Art, insbesondere natürlich Autor*innen, sehr willkommen. Wer mitmachen will, braucht eine Artikelidee mit einem entsprechend interessanten Text und kann sich damit beim Team melden.1

Besondere Momente beim renk. Magazin

Melisa geht in ihrer Arbeit bei renk. auf: „Ich arbeite immer”, sagt sie, „aber ich liebe das auch, das ist mein Leben.” Sie und renk. sind wohl kaum ohneeinander zu denken. Und die Gründung dieses Magazins hat ihr so viel beigebracht und Menschen kennen lernen lassen, die sie sonst nicht kennen gelernt hätte. Reaktionen auf ihre Arbeit sind für Sie zur größten Motivation geworden: Vor wenigen Tagen hat sie zum Beispiel einen Leserbrief bekommen. „Von Wolfgang, der ist 81 und hat sich unser Magazin gekauft“, erzählt Melisa. Das ein oder andere Mal komme auch schon mal jemand von weit her angereist, um bei den renk.-Events dabei zu sein: „Zu unserer ‚Liebes Wedding’-Veranstaltungsreihe ist extra jemand aus Aachen angereist, der über mehrere Ecken und nicht über Facebook davon gehört hatte.“ Das sind Momente, die ihr alles bedeuten. Und treiben sie und ihr Team an, weiterzumachen.

Text: Tuğba Yalçınkaya & Marie Hartlieb
Fotos:
renk. Magazin

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